13.07.2012

Tag 035: Sinnlich, erotisch, pornografisch... (Ab 18 Jahren)

Durch den Südflügel des Hauptbahnhofs bin ich in der Eröffnungswoche einmal zügig durchmaschiert um mir einen Überblick zu verschaffen, erst heute hatte ich Zeit ihn mir etwas näher anzusehen. Und dabei bin ich auf dieses Schild gestoßen:

Das weckt natürlich Interesse. (Sex sells!) Nachdem ich dieses Foto geschossen habe, wurde ich freundlich aber bestimmt darauf hingewiesen, dass ich bitte keine weiteren Bilder machen sollte. Nungut, dann halte ich mich einmal dran.

Zunächst einmal: Ja, es gibt pornografische Inhalte. Dann natürlich: wen juckts? Wenn ich behaupten würde, man sieht soetwas auf jeder zweiten Internetfilmbörse, hätte ich unrecht. Dort sind die Filme härter und weniger schön anzusehen. Nur damit kein Missverständnis entsteht: Das hier ist kein Emanuelle-Erotik-Filmchen; hier wird mit phallischen Kopfbedeckungen penetriert, Atemluft kontrolliert, Granatapfelkerne in eine Scheide einmassiert usw. usf.
Dabei ist das Ganze aber wirklich interessant zu betrachten. Vielleicht bin ich abgestumpft, aber mich hat das ganze nicht sexuell berührt aber dafür umso mehr, als dass ich das Gefühl bekam eine fremde Spezies kennen zu lernen, einen etwas anderen Fantasyfilm zu sehen. Und ich war mit allen Sinnen dabei, spürte die Zunge, die ein Auge leckt, schmeckte den Granatapfel. Wahrscheinlich der beste Porno, der mir je unter gekommen ist. (Wenn auch nicht unbedingt zweckmäßig.)
Ein Bild kann ich dann allerdings doch bieten, da es im Katalog abgebildet ist: eine Collage, die als Projektvorschlag fungierte.

Da in diesen Filmen, soweit ich es mitbekommen habe, nur Frauen zu sehen sind, kann man wohl von Lesben-Pornografie sprechen. Das ist interessant, da mir nur eine weitere (Video-)Arbeit einfällt die sich mit dem Thema Sexualität und Liebe auseinandersetzt und diese ist offensichtlich schwul:

Akram Zaatari stellt in einer Studie zwei Männer gegenüber, die versuchen sich ineinander zu verlieben und daran scheitern. In so gut wie jeder Sequenz ziehen sich die Protagonisten aus, und nähern sich körperlich an. Dabei wirken sie gleichzeitig unglaublich distanziert und verloren in dem weißen Raum, der sie umgibt aber auch - zumindest auf mich - unglaublich zärtlich und verletzbar. Auch die scheinbar völlig emotionslose Kameraführung scheint sich vorsichtig zurückzunehmen, das Experiment "Liebe" nicht stören zu wollen.
Als besonderer Aspekt muss erwähnt werden, dass dies eine von nur drei analogen Videoprojektionen auf der dOCUMENTA (13) ist. Die Materialität des Filmes und die Anwesenheit des Projektors im Raum, geben dem Ganzen etwas sehr intimes und gleichzeitig reales.

Meine Empfehlung: Beide Filme in Ruhe betrachten udn sich selber fragen: Was zieht mich an, was interessiert mich, was berührt mich? Was stößt mich ab, ekelt mich? Und warum? Und wenn ihr Kinder im sexualfähigen Alter habt, die noch nicht 18 sind, begleitet sie an diese Orte und sprecht mit ihnen über genau diese Fragen. Vielleicht sollte man bei Zaatari anfangen und dann Shah als Fortgeschrittenenkurs betrachten, aber ich glaube beide Filme haben das Potential über Normalität und Sexualität zu sprechen. Und zwar mit Menschen in fast egal welchem Alter.

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